Häufig gestellte Fragen

Manche Kinder tun sich mit den Buchstaben schwer, so wie andere Kinder nicht sehr sportlich sind oder musikalisch nicht so stark begabt. Allerdings haben die Kinder mit einer geringeren Begabung für den Umgang mit Buchstaben in der Schule wesentlich größere Schwierigkeiten als etwa ein unmusikalisches Kind, da die Schriftsprache für die meisten Fächer von zentraler Bedeutung ist.

International ist die Legasthenie als „umschriebene Entwicklungsstörung des Lesens und Schreibens“ definiert, wobei seit der Entwicklung der Forschung eine Begriffsvielfalt zu beobachten ist. „Umschriebene Entwicklungsstörung“ bedeutet, dass biologische Ursachen das Erlernen von Funktionen beeinträchtigen oder verzögern, die mit der Reifung des zentralen Nervensystems verbunden sind. Diese Funktionen müssen aber bis zum Einschulungsalter intakt sein, damit das Kind störungsfrei lesen kann. Die Einschränkungen werden lange vor der Geburt im Entwicklungsgeschehen angelegt (genetisch bedingte Legasthenie) oder sie entstehen im zeitlichen Umkreis der Geburt durch Schädigung, etwa durch Sauerstoffmangel. Anregungen der Sprachentwicklung durch das Elternhaus und Einflüsse der elterlichen Erziehung haben lediglich zusätzliche Bedeutung.

Unter der Oberbezeichnung F81 (umschrieben Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten) definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0).

Das Hauptmerkmal dieser Störung ist eine umschriebene und eindeutige Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, durch Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Leseverständnis, die Fähigkeit, gelesene Wörter wiederzuerkennen, vorzulesen und die Leistungen bei Aufgaben, für welche Lesefähigkeit benötigt wird, können sämtlich betroffen sein. Mit Lesestörungen gehen häufig Rechtschreibstörungen einher. Diese persistieren oft bis ins Erwachsenenalter, auch wenn im Lesen einige Fortschritte gemacht wurden. Kinder mit einer umschriebenen Lese- und Rechtschreibstörung haben in der Vorgeschichte häufig eine umschrieben Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache. Eine sorgfältige Beurteilung der Sprachfunktion deckt oft entsprechende gegenwärtige Probleme auf. Zusätzlich zum schulischen Misserfolg sind mangelhafte Teilnahme am Unterricht und soziale Anpassungsprobleme häufige Komplikationen, besonders in späteren Hauptschul- und Sekundarschuljahren. Die Störung wird in allen bekannten Sprachen gefunden, jedoch herrscht Unsicherheit darüber, ob ihre Häufigkeit durch die Art der Sprache und die Art geschriebenen Schrift beeinflusst wird.

Bei der Entstehung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten spielen sehr unterschiedliche
Ursachen eine Rolle:

  • genetische Voraussetzungen
  • die phonologische Bewusstheit und die -Benennungsgeschwindigkeit
  • die Sprachentwicklung eines Kindes
  • die Hörverarbeitung
  • die Sehverarbeitung
  • die Aufmerksamkeit
  • der schulische Unterricht
  • die mehr oder weniger anregende Lernumgebung zu Hause u.v.m.

Wichtig ist es, bei jedem Kind individuell herauszufinden, welche Faktoren bei seinen Schwierigkeiten eine Rolle spielen und darauf eine entsprechende Unterstützung für das Kind bzw. die Familie oder die schulische Umgebung aufzubauen. Eine pädagogisch-psychologische Abklärung – wo liegen die Schwächen, wo die Stärken, wie kann ich Stärken einsetzen, um Schwächen zu kompensieren -ist notwendig, um das Kind zu unterstützen.

Kinder mit der Diagnose “Legasthenie” können  besondere Fördermöglichkeiten und eine Sonderstellung in der Schule erhalten. Wie aber kommt die Diagnose zustande? Und wie verlässlich ist sie?

Üblicherweise findet die Diagnostik in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis statt. Weitere Anlaufstellen sind speziell dafür ausgewiesene psychologische Psychotherapeuten, Schulpsychologische Dienste oder Ambulanzen in einigen Kinderkliniken. Dort wird dann neben einer ausführlichen Befragung ein Intelligenztest, ein Rechtschreibtest und ein Lesetest durchgeführt.

Weiters dürfen auch eigens ausgebildete Legasthenie- und Dyskalkulietrainer eine Austestung vornehmen, dürfen aber nur eine „Verdachtsdiagnose“ erstellen, die aber mittlerweile auch von Schulen anerkannt wird.

Zu bedenken ist, dass hierfür auf verschiedene Testverfahren zurückgegriffen werden kann, und dass die Tests von unterschiedlicher Qualität, Messgenauigkeit und Aussagekraft sind. Jeder, der selbst schon einen Rechtschreibtest durchgeführt hat, weiß, wie leicht ein solcher Test alleine schon durch die Aussprache der Testwörter zu verändern ist. Ein weiterer das Ergebnis beeinflussender Faktor ist die soziale Interaktion mit dem Kind und die Atmosphäre bei der Testung. Zusätzlich spielen die Erwartungshaltungen der Testleiter selbst eine Rolle (sog. Testleitereffekte). Auch die Tagesform des Kindes oder vorherige Erlebnisse können die Testsituation und das Testergebnis beeinflussen. Die Testergebnisse werfen also allenfalls ein Schlaglicht auf die tatsächlichen Fähigkeiten des Kindes.

Dennoch werden die Testergebnisse als objektive Gradmesser der individuellen Schwierigkeiten behandelt und entscheiden mit darüber, ob ein Kind eine spezielle Förderung oder einen „Nachteilsausgleich“ (andere Bewertung von Fehlern) erhält oder nicht. Der Begriff Diagnose klingt medizinisch und dadurch abschreckend, da wir sofort ein “Krankheitsbild” erwarten. Dabei kann der Begriff Diagnose auch wie folgt verstanden werden: Eine Diagnose anhand eines Tests kann dem Therapeuten und dem betroffenen Kind aufzeigen, wo und wie augenblicklich die Stärken und Schwächen aussehen und wo Begabungen beim Kind vorhanden sind. Es handelt sich also lediglich um eine Momentaufnahme, die als Fördergrundlage dienen kann.

Diese Frage ist nicht einfach mit ja oder nein zu beantworten. Viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn es darum geht, ob eine Schwäche im Lesen und Schreiben irgendwann einmal ganz behoben werden kann.

Es kommt sehr darauf an, wann mit einer Förderung und Unterstützung begonnen wird.  Am besten ist es natürlich, wenn diese möglichst früh ansetzt. Vor allem gilt es auch, negative Erlebnisse und Frustrationen gering zu halten.

Ausschlaggebend ist aber auch die Ausgangslage: Welche schriftsprachlichen Erfahrungen hat das Kind gemacht? Welche äußeren Einflüsse haben es beim Erlernen des Lesen und Schreibens behindert? Auf welche Fähigkeitsbereiche des Kindes können wir zurückgreifen, um das Kind zu motivieren? Wie hoch beziehungsweise niedrig ist das Begabungsniveau des Kindes für den Erwerb der Schriftsprache?

Ein weiterer Faktor sind  Fähigkeiten, mit denen man unter Umständen die Schreib- und Leseprobleme über “Umwege” in den Griff bekommen kann. Ist die Ursache zum Beispiel eine Schwäche in der Verarbeitung von Lauten, so kann es helfen, die Wörter über die bildliche Abspeicherung im Gedächtnis schreiben zu lernen.

Im Allgemeinen verbessert sich das Lesen durch eine gezielte, individuelle Förderung auf jeden Fall. Es kann allerdings sein, dass die Leseleistung eines Kindes im Vergleich zu anderen Lesern langsamer bleibt und das Lesen auch anstrengender ist.

Die Verbesserung der Schreibkompetenz ist, wie schon oben erwähnt, stark abhängig von der Ausgangslage. Wenn ich zu Beginn drei bis vier Wortfehler habe und nach einer Förderung dann nur noch einen, dann ist auf jeden Fall eine Verbesserung eingetreten, auch wenn das Wort weiterhin als fehlerhaft gewertet wird. Andererseits können manche Kinder nach einer Förderung weitgehend fehlerfrei schreiben.

Kinder lernen in einer guten Förderung vor allem einen wesentlichen Aspekt: Sie lernen mit einer von außen oder von innen “verursachten” Schwäche richtig umzugehen. Sie lernen, ihre Schwächen ebenso zu akzeptieren wie ihre Stärken. Das heißt auch, dass an beidem gearbeitet werden kann, um die Persönlichkeit kontinuierlich zu festigen und zu entwickeln.

Eine der wichtigen Voraussetzungen für den Erwerb des Schreibens und Lesens ist die “phonologische Bewusstheit”. Das ist die Fähigkeit, aus einer Fülle von Lauten die richtigen herauszufiltern (z.B. ob ein Wort ein “g” oder ein “k” enthält) und die Wort- und Satzstruktur über den Klang zu erkennen.

Das zweite fürs Schreiben und Lesen notwendige Element ist, dass man in der Lage ist, Wörter nach einiger Übung richtig abzuspeichern. Ob ein Kind sich die Wortbilder – also die Buchstabenfolgen innerhalb von Wörtern – merken kann, fällt erst im Laufe der Grundschulzeit auf. Häufig schreibt es hierbei ein Wort auf einer Seite mehrmals anders falsch. Hier hilft das Üben mit einer Lernkartei. Das geht allerdings erst, wenn das Kind schon schreiben kann.

Was nun die phonologische Bewusstheit betrifft, so gibt es bereits Belege, dass ein Training im Kindergartenalter das Lesen- und Schreiben-Lernen erleichtert.

Es enthält:
Lauschübungen: Augen schließen, auf Geräusche achten
Reimen: Wörter mit gleichem Klang suchen
Sätze und Wörter: für jedes Wort einen Baustein legen
Silben: Wörter in ihre Silben zerlegen, Silben klatschen, Silben stampfen
Anlaut: gleicher Wortanfang wie bei Maus und Mond
Phoneme: erkennen einzelner Laute im Wort

Alle diese Übungen dienen zur Verbesserung der phonologischen Bewusstheit.

Alle Spiele mit Klang und Rhythmus machen Ihr Kind aufnahmefähiger für die Welt der Laute und die Lautstruktur, so dass es gut vorbereitet dem Schreib- und Leselernprozess begegnen kann. Zum Thema “phonologische Bewusstheit” gibt es inzwischen zudem einiges an Literatur und auch PC-Programme.

Da viele Faktoren ausschlaggebend sind, gibt es nachfolgend einige mögliche Anzeichen für Legasthenie:

Vorschulalter:

  • Probleme mit Legasthenie in der Familiengeschichte
  • Das Erlernen des Klarsprechens erfolgt später
  • Das Kind denkt schneller als es handelt, Verwendung von ähnlichen Wörtern oder Ersatzwörtern
  • Durcheinanderbringen von richtungsweisenden Wörtern hinauf/hinunter, innen/außen
  • Erhöhte Kreativität, sehr oft sehr gut im Zeichnen, guter Sinn für Farben
  • Hat gute oder schlechte Tage ohne ersichtlichen Grund
  • Gute Auffassungsgabe für konstruktives und technisches Spielzeug, z.B. Puzzles, Lego-Bausteine,…
  • Genießt es, wenn ihm/ihr vorgelesen wird
  • Probleme beim Erlernen von Kinderliedern
  • Probleme beim Reimen Haus-Maus,…
  • Probleme beim Herausfinden eines nicht passenden Wortes, z.B. Haus, Maus, Katze, Laus
  • Probleme mit Abläufen (Reihungen), z.B. farbige Perlen aneinanderreihen
  • Das Kind scheint ungewöhnlich intelligent zu sein

Kinder unter oder mit 9 Jahren:

  • Große Schwierigkeiten beim Lernen des Lesens und Schreibens
  • Ständiges und fortlaufendes Vertauschen von Zahlen und Buchstaben, z.B. 15 für 51; d für b,…
  • Probleme beim Unterscheiden von rechts und links
  • Schwierigkeiten im Behalten des Alphabets, beim Multiplizieren
  • Im Erinnern von Reihenfolgen, z.B. Tag der Woche, Monate, Jahr
  • Fortlaufende Schwierigkeiten beim binden von Schuhbändern, Ballfangen, Seilspringen
  • Unaufmerksamkeit, z.B. Frustration, die zu Verhaltensproblemen führen können

Kinder von 9 bis 12 Jahren

  • Fortlaufende Fehler beim Lesen, Fehlen des Leseverständnisses
  • Sonderbare Aussprache, Buchstaben werden ausgelassen oder in der falschen Reihenfolge ausgesprochen
  • Für Schreibarbeiten wird ungewöhnlich lange gebraucht
  • Desorganisation zu Hause und in der Schule
  • Probleme beim genauen Abschreiben von der Tafel
  • Wachsender Mangel an Selbstvertrauen und wachsender Frustration

Kinder mit 12 Jahren und älter

    • Neigung falsch oder unzusammenhängend zu lesen

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  • Inkonsequentes Buchstabieren
  • Probleme beim Planen (Entwerfen) von Schreiben und Aufsätzen
  • Ernsthafte Probleme mit fremden Sprachen
  • Geringes Selbstvertrauen

Kinder, die schnell auswendig lernen, können die Lese- und Rechtschreibstörung oft in den ersten beiden Schuljahren gut verbergen. Erst wenn ungeübte Diktate und Aufsätze geschrieben werden, können die Kinder sich nicht mehr auf auswendig Gelerntes stützen und die Störung wird auffällig. Dies kann auch eintreten, wenn die Anforderungen plötzlich steigen, z.B. beim Umstieg in die Hauptschule, ins Gymnasium oder bei einem Lehrerwechsel zu einem strengen Lehrer. Die Aufgaben werden schwieriger. Durch die Konzentration auf den Inhalt der Aufgabe sind nicht mehr ausreichend Ressourcen für die Konzentration auf die Rechtschreibung vorhanden. So kommt es zu den Ausfällen und die Rechtschreibung wird unzureichend benotet. In der Regel ist allerdings die Legasthenie schon vom Beginn des Lesens- und Schreibenlernens sichtbar.

  • Kinder nehmen andere Laute wahr, als Lehrer produziert hat trotz intaktem Gehör bei einigen Lauten finden SchülerInnen einfach die Stelle im Mund nicht, an der diese Laute gebildet werden
  • Minimalunterschiede in gesprochenen Wörtern auch bei deutlichster Aussprache nicht wahrnehmen können (z.B. bad-bed-bat-bet-pet-pat-wet-fat-that-dead-dad)
  • Kinder haben große Mühe, mehrfach deutlich vorgesprochene Wörter nachzusprechen und sich, als sie endlich den Klang erfasst haben, bereits wenige Minuten später sich nicht mehr daran erinnern können
  • außer bei lautgetreuen Wörtern nicht in der Lage sind, ein gesprochenes englisches Wort einem geschriebenen zuzuordnen, sodass Wortbilder ihnen auch nicht als Stütze des Gehörten dienen kann
  • zu Hause die Vokabel nur schriftlich üben können, weil sie sich nicht mehr an den Klang erinnern – und die schriftlich geübten Vokabel nicht mehr schreiben können, weil sie das Wortbild nicht mehr wissen
  • zu Hause einen in der Schule erarbeiteten Lesetext nicht alleine üben können, weil sie keine Ahnung mehr haben, wie die Wörter klingen sollen
  • beim Lesen in der Schule ständig in der Zeile verrutschen oder Wörter lesen, die, die an anderer Stelle im Text zu finden sind
  • beim Abschreiben ähnlicher Sätze die Wörter von Zeile zu Zeile bis zur Unkenntlichkeit verändern
  • letztlich kaum eine schriftliche Aufgabe allein bewältigen können, auch nicht einfache Lückentexte, weil sie die Einsatzstellen nicht finden

Es scheint, dass eigentlich alle Kanäle über die man eine Fremdsprache lernen kann „verstopft“ sind, bei einem Schüler mehr beim anderen weniger.

Und es gibt auch Schüler, die trotz anerkannter LR- Schwäche kaum besondere Schwierigkeiten haben!!!

Stellen Sie sich vor, Sie stünden bei jedem zu schreibenden Wort vor dem Problem der Rechtschreibung. Vielleicht können Sie sich dann in die verzweifelte Lage eines LRS- Schülers (der ja weiß, wie wichtig eine Schulnote sein kann) beim Erlernen der englischen Sprache ein wenig nachfühlen. Dabei ist dies nur ein Problem unter vielen:

  • die deutsch – englische Bedeutung muss zugeordnet werden, ebenso die Schreibweise und die englische Wortbedeutung
  • andauernd begegnet man Wörtern, die völlig anders geschrieben werden, als man sie spricht
  • Schwierigkeiten ein gehörtes Wort korrekt aufzunehmen und/oder zu speichern
  • Oder es wird richtig gehört, kann aber nicht richtig wiedergegeben werden
  • Oder man findet im Mund nicht die richtige Stelle, um den Laut zu bilden (z.b. th oder w)
  • Die Wortstellung ist ungewöhnlich
  • Merkwürdige Ausdrücke tauchen auf („Ich bin schreibend auf die Tafel“/I am writing on the blackboard) oder gehen englische Schüler offenbar „zu Schule bei Zug“ oder sind „im Morgen am 8 Uhr auf dem Bus“???

„Time is on your side – your teacher, too“

Die Zeit arbeitet tatsächlich für unsere LRS- geplagten Schüler- qualifizierte und gezielte Förderung vorausgesetzt. Viele sind in der Lage bei einem „Mehr an Übungszeit“ letztlich vergleichbare Leistungen zu zeigen, wie ihre Mitschüler. Mitunter wachsen sie auch mit der Zeit aus ihren Lernproblemen heraus.

Leider steht so ein „Mehr an Übungszeit“ jedoch nicht so ohne weiteres zur Verfügung. Also gilt es zunächst einmal, den gegebenen Zeitrahmen zu nutzen. Zuvor ist es aber besonders wichtig, die Stellen zu kennen, an denen sich erfahrungsgemäß die größten und häufigsten Stolpersteine auftürmen, um hier ausreichend Übungszeit einzuplanen.

Zu Beginn sind das aus meiner Erfahrung:

  • Laut-/Buchstabenbeziehungen im Englischen herauszuarbeiten
  • das Vokabellernen lernen
  • die Pronomen
  • der Gebrauch der Präpositionen
  • und schließlich der Gebrauch der Verben

Nach meiner Beobachtung sind viele LRS- Schüler außerordentlich kreativ, fantasievoll, aufgeweckt und hochsensibel.

Es scheint, als seien ihre Antennen ständig auf Empfang gestellt. Sie nehmen alles wahr. Leider ist das beim Lernen, beim „sich konzentrieren“ hinderlich. Die Schüler nehmen Information als gleichwertig auf und ich habe mich gefragt, ob es nicht besser wäre, das Kurzzeitgedächtnis häufiger und gründlicher zu leeren, als dies bei anderen Menschen der Fall ist.

Hängt diese auffallende Speicherschwäche damit zusammen?

Wie auch immer, es gilt dieser Besonderheit Rechnung zu tragen. Vokabeln, grammatische Strukturen müssen im Langzeitgedächtnis verankert werden. Dazu ist es wichtig, oft, regelmäßig und individuell zu üben und dabei möglichst viele Lernkanäle einzubeziehen. Das eigene Tun ist entscheidend.

Gut geeignet erscheint eine Freiarbeit. Dies spricht dafür, Übungszeit in Form von freien Arbeitsstunden einen breiten Raum zu lassen, wobei das Übungsmaterial frei vom Schüler ausgesucht werden kann. Viele dieser Schüler sind motorisch unruhig, dazu braucht man eigens erstellte Übungsmittel um diesem entgegenzuwirken. Gut geeignet sind Kleingruppen, die sich einen ruhigen Platz suchen. Einzelarbeiter bevorzugen meist das Klassenzimmer.

Es ist Ermessenssache, ob man diese freien Arbeitsstunden fächerübergreifend, thematisch oder fachspezifisch gestalten möchte.

Viele Schüler kommen beim Vokabellernen am besten mit einem Dreierschritt klar:

  1. Lautgetreues Lesen des englischen Wortes, z.B. be-au-ti-ful
  2. Englische Aussprache
  3. Deutsche Bedeutung

Manche Schüler arbeiten hervorragend mit einer 5-Fächer-Lernkartei. Für die meisten Kinder ist es besser, wenn sie die Kärtchen selbst beschriften.

Geeignetes Freiarbeitsmaterial:

Memories: Eignen sich bestens zum Üben der Wortbedeutung-Zuordnung. Gut ist, die Kärtchen zweifarbig zu gestalten (z.B. rot für Deutsch und grün für Englisch).

Sensation Cards: Besonders zu Beginn und später zum Erfassen der Schreibweise schwieriger englischer Wörter empfielt sich das Anlegen sogenannter “Sensation Cards” (Fühl-Kartei), auf der die einzelnen Buchstaben durch Plusterfarbe ertastbar werden. Diese Kartei kann man auch für alle im Klassenraum oder eben zuhause zur Verfügung stellen.

Bildpuzzles: Machen Spaß und sind leicht selbst herstellbar. Wenn dabei ein bisschen gemogelt und mehr gepuzzelt wird als zugeordnet, ist das nicht so schlimm, denn am Ende steht ja die Aufgabe, die Wörter in Englisch und Deutsch aufzuschreiben.

“Hidden Words” (Wortgitter): Am besten nach der Rechtschreibbesonderheit geordnet, sind immer wieder der große Renner und schulen ungemein, da die Wörter in einzelne Großbuchstaben zerlegt und in ungewohnter Schreibrichtung viel deutlicher zu Tage treten.

Lernscheibe: Manche Schüler arbeiten gerne und gut mit einer Lernscheibe, die auch bequem in die Hosentasche passt.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die Vokabel spielerisch zu lernen!

  • die jeweiligen Arbeitsweisen müssen genau erklärt und eingeübt werden
  • die Aufgabenstellung muss klar und deutlich sein bzw. die Aufgabenstellung dem Material beiliegen
  • jeder Schüler muss letztendlich selbst herausfinden, wie er am besten üben oder Neues erarbeiten kann. Daher sollte das Angebot breit sein. Anfangs sollte man nur wenig Verschiedenes anbieten und das Angebot nach und nach erweitern
  • Erarbeitetes kann und soll selbstständig auf Richtigkeit überprüft und korrigiert werden. Auch dazu braucht es zunächst eine Anleitung
  • auf einem Protokollblatt wird notiert, was man gearbeitet hat und wie man selbst die eigene Arbeit beurteilt. Gut durchführbar ist das mit farbigen Punkten:grün: hat gut geklappt
    gelb: war schwer; wiederholen
    rot: nicht mein Ding/anderes üben
  • allgemein gilt: Angefangenes sollte beendet werden, ein Abbruch nur nach Rücksprache mit Lehrer

Beim Erarbeiten neuer Sachverhalte ist es für Sie als Lehrer unabdingbar, einen klaren Blick für die Schwierigkeiten von LRS- Schülern zu bekommen, um daraus folgend die einzelnen Lernschritte sorgfältig aufzubauen. Als „Könner“ übersieht sie man leicht.

Meine Tipps:

  • nehmen Sie in der Planung die Rolle des staunenden Anfängers ein
  • setzen Sie nichts als selbstverständlich voraus
  • beobachten Sie Ihre Schüler
  • nehmen Sie ihre Fragen ernst

Die folgende Auflistung gibt Ihnen einige Anhaltspunkte, woran Sie eine mögliche Rechenschwäche Ihres Kindes erkennen können:

  • Obwohl mit dem Kind fleißig geübt wird, sind keine Erfolge sichtbar.
  • Das Kind klammert sich an ein Lösungsschema, nach dem alle Aufgaben unabhängig vom Aufgabentyp gelöst werden.
  • Auch in höheren Zahlbereichen werden beim Rechnen heimlich oder offen die Finger als Zählhilfen genutzt.
  • Nach Berechnung der Aufgabe z. B. 5+6 wird die Aufgabe 5+7 erneut durchgezählt.
  • Der Umgang mit der Uhr oder mit Geld ist kaum/nicht möglich.
  • Verdrehtes Sprechen und Schreiben bei mehrstelligen Zahlen: fünfundzwanzig=52
  • Verwechslung der Grundrechenarten
  • Das Rechnen mit der Zahl Null führt immer wieder zu Fehlern: 7-0=0; 8+0=0; 5×0=5; 6:0=6
  • Stellenwertigkeit von Zahlen wird nicht berücksichtigt: 30+4=70
  • Größenvergleiche von Zahlen gelingen nicht: 15 wird als größer angesehen als 26, Aufgaben wie 8-3 können gelöst werden, Platzhalteraufgaben wie 8-?=3 werden aber als zu schwierig erlebt.
  • Sachaufgaben erscheinen als zu schwierig In Sachaufgaben werden Größenangaben willkürlich kombiniert: z. B. 6 Sekunden und 3 Meter = 9

Um zu klären, ob der Verdacht auf Rechenschwäche zutrifft, ist die Durchführung eines pädagogischen Tests zu empfehlen. Dabei wird bestimmt, wie stark der Lernstand des Schülers vom Leistungsniveau der Klassenstufe abweicht. Entscheidend ist darüber hinaus die Fehleranalyse, mit der geklärt wird, welche Denkfehler den falschen Antworten des Schülers zugrunde liegen. Mit diesen Informationen können die Förderschwerpunkte des Schülers im mathematischen Bereich bestimmt werden.

Definition „Rechenschwäche“ laut WHO (ICD 10):
Damit die Diagnose Rechenschwäche (F81.2) angebracht ist, muss die Rechenleistung des Kindes eindeutig unterhalb des Niveaus liegen, welches auf Grund des Alters. Der allgemeinen Intelligenz und der Schulleistung zu erwarten ist. …Die Lese- und Rechtschreibfähigkeit des Kindes müssen im Normbereich liegen.“

Hier wird also ganz klar festgehalten: „Rechenschwach“ kann ein Kind nur dann genannt werden, wenn es im Lesen und Rechtschreiben zumindest durchschnittlich ist. Zwischen seiner allgemeinen Intelligenz und seinen schwachen Rechenleistungen muss eine eindeutige Diskrepanz bestehen.

  • Meist schlechte Konzentration und leichte Ablenkbarkeit
  • Rasche Ermüdung (große Anstrengung!)
  • Arbeitsergebnisse unterliegen Schwankungen
  • Die Merkfähigkeit ist herabgesetzt: Kurzzeitgedächtnis, z.B. Kopfrechnen
  • Zwischenergebnisse werden nicht gemerkt und Langzeitgedächtnis z. B. merken von Formen, Formeln, Einheiten, Begriffen ist beeinträchtigt
  • Formen und Gestalten werden oft schlecht wahrgenommen und ungenau wiedergegeben (Wahrnehmung und Merkfähigkeit, Abruf aus dem Langzeitgedächtnis)
  • Oft motorische, akustische, visuelle und/oder taktile Beeinträchtigungen und Koordinationsprobleme
  • Probleme, Anforderungen und Leistungen zu strukturieren!

Bleibt eine Rechenschwäche unerkannt und unbehandelt, setzt sich (wie auch bei der Legasthenie) ein emotionaler Teufelskreis in Gang. Das Modell der gelernten Hilflosigkeit ist hier ebenfalls zu diskutieren. Weiters können psychosomatische Auffälligkeiten auftreten:

  • Kopfschmerzen
  • Ängstlichkeit
  • Magenbeschwerden/Übelkeit
  • Hautallergien
  • Asthma
  • Schlafstörungen
  • Essstörungen

Im Zusammenhang mit der Dyskalkulie sind solche „internalisiserenden“ (= nach innen gerichtete) Probleme signifikant häufiger beschrieben als nach außen gerichtete, aggressive oder Verhaltensstörungen. Damit sind die Probleme der dyskalkulen Kinder oder Jugndlicher oft nicht so auffällig für die Umwelt, und ihre psychischen Störungen nicht so schnell zu erkennen!

Trainees mit normaler Intelligenz, jedoch ausgeprägter Legasthenie haben stärkere Probleme bei der auditiv-sprachlichen Verarbeitung. Wegen der unzureichend entwickelten Lese- und Schreibfähigkeiten kommt es zu Problemen beim Rechnen. Sehr oft ist das Verständnis von Textaufgaben betroffen. Laut WHO handelt es sich hier nicht um eine Dyskalkulie sondern um

F83.1: Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten

Anstelle eines Dyskalkulietrainings sollte zunächst ein Legasthenietraining durchgeführt werden!

B1 Wortbedeutung

Der Mathematikunterricht verlangt ein genaueres Sprachverständnis als der muttersprachliche Unterricht. Schwierigkeiten treten auf:

  • Bei adjektivischen Äußerungen, besonders bei klassifikatorisch-kategorialen Begriffen (groß-klein; nah-fern usw.)
  • Bei präpositionalen Bestimmungen (auf, über, unter, an bei,…)
  • Bei komparativen Begriffen (ist größer als, ist kleiner als,…)
  • Bei kausalen Konstruktionen (wenn…dann, weil, daher,…)
  • Bei ein- und ausschließenden Relationen (alle, manche, keiner, alle,…außer…)
  • Wegen unbekannter Begriffe bzw. schwieriger Formulierungen in Textaufgaben
  • Bei Begriffen, die in der Mathematik eine andere Bedeutung als in der Alltagssprache haben.

Das Problem liegt dabei in Verstehen der Wortbedeutung. Solche Kinder können zwar gut rechnen, aber weniger gut logisch folgern. Wörter, Wortbedeutungen, die zur Beschreibung bestimmter Prozesse oder für Textaufgaben gebraucht werden, werden nur schwer verstanden.

B2 Auditives Gedächtnis

Dazu gehören das Unvermögen, sich schnell an bestimmte Zahlen zu erinnern (Abruf aus dem Langzeitgedächtnis) und die Schwierigkeit, Einzelheiten einer mündlich gestellten Aufgabe im Kopf zu behalten (Gedächtnisspanne, Kurzzeitgedächtnis, Kapazität des Arbeitsspeichers). Dadurch ergeben sich Probleme beim Kopfrechnen, bei der Automatisierung des Einmaleins und von Additionsaufgaben im Zahlenraum bis 20, aber auch bei Textaufgaben und der Speicherung mathematischer Begriffe.

B3 Störungen im Lesen und Rechnen

Schwierigkeiten bei Textaufgaben!

B4 Störungen beim Schreiben und Rechnen

Die Bewegungsabfolgen für das Zahlen- und auch Buchstabenschreiben sind aufgrund auditiver Probleme nicht gefestigt (Rehearsal-Serialität). Natürlich begünstigt auch die entgegengesetzte Leserichtung von Zahlen im Vergleich zum Buchstabenlesen entsprechende Richtungsstörungen im Ziffernumgang (z.B. 15, Einerstelle wird zuerst geschrieben).

Die Typologie der Dyskalkulie, Typ C (NLD –Syndrom = Nonverbal Learning Disability Syndrome) lässt sich folgendermaßen untergliedern:

C1 Probleme beim Rechnen auf Grund der Raumlage

Bei Addition und Multiplikation wirken sich Probleme bei der rechts-links Unterscheidung nicht aus, bei Subtraktion und Division dagegen schon.

8 – 3 nicht gleich 3 – 8
15 : 5 nicht gleich 5 : 15

Rechnen mit Komma: Das Komma wird bei der Multiplikation nach rechts, bei der Division nach links verschoben.
Schriftliches Rechen: Beim Addieren und Subtrahieren beginnt man rechts mit den Einern, bei der Division beginnt man links mit der höchsten Stelle.

C2 Probleme beim Schreiben und Rechnen

Die Bewegungsabfolgen für das Zahlen (-und auch Buchstaben-)schreiben sind aufgrund visueller Probleme nicht gefestigt (Serialität).

C3 Probleme mit dem Rechnen aufgrund der Raumorientierung

Aufgrund der mangelhaften Raumvorstellung sind Probleme mit dem Zahlenraum vorprogrammiert (Zehnerüberschreitung,…).

Hier können auch Klappfehler bei der Zehnerüberschreitung zugeordnet werden (Nach der Addition/Subtraktion der „gefüllten“ Zehnerzahl werden die Einerreste „heruntergeklappt“, um dann subtrahiert zu werden.

Beispiel: 54 + 8 = 58 es wurde gerechnet: 54 + 6 = 60, 60 – 2 = 58)